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7 months ago

Old Master Paintings – Part 1

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184 JACOPO ROBUSTI,

184 JACOPO ROBUSTI, GENANNT „IL TINTORETTO“, 1518 VENEDIG 1594, ZUG. FAHNENTRÄGER IN RÜSTUNG MIT SEITLICHEN HALBFIGUREN Öl auf Leinwand. Altdoubliert. 243 x 141 cm. Beigegeben ein Gutachten von Prof. Lino Moretti, Venedig, 19.08.1996, sowie ein Gutachten von Prof. Dr. Knubben, Köln, 1995 mit Laborbericht. Zudem ist beigegeben ein Wertgutachten von Antonio Paolucci, Vatikanisches Museum und zwei Schreiben mit Bestätigung der Autorschaft Tintorettos. Des weiteren ein Nachweis der Auktion 1878 durch Prof. E.A. Donadini, Dresden, dem damaligen Erwerber des Gemäldes. Das Gemälde in beachtlichem Format lässt erkennen, dass es sich hier um ein großes Fragment eines noch weit größeren ehemaligen Altarbildes handelt. Der hier im Bildzentrum als erhaltener Ausschnitt gezeigte Fahnenträger dürfte hierbei die seitlich positionierte Figur zu einem Gesamtbild sein, dessen Thema nicht eindeutig gesichert geklärt ist. Die Hauptfigur dominiert das Bildfeld und ist in Rückenansicht kniend gezeigt, die Körperhaltung stark gedreht entsprechend dem manieristischen Stil der „figura serpentinata“. Der linke Arm ist erhoben und hält den roten Fahnenstoff, während die Fahnenstange parallel zur Haltung des Oberkörpers eine Diagonale bildet, bei Gegenbewegung des linken Oberarms und der um die Hüfte gebundenen hellen Schärpe. Von der rechten Bildkante angeschnitten ragt ein Unterschenkel sowie ein Unterarm mit zugreifender Hand ins Bild, darüber ein weiblicher und ein männlicher Kopf. Der Hintergrund der oberen Bildpartie zeigt gebauschte Wolken. Nachdem die begleitenden seitlichen Köpfe nach links blicken, dürfte das Zentrum des ehemaligen Gesamtbildes dort zu vermuten sein. Damit ergibt sich eine ehemalige Gesamtgröße des Altarbildes vom Dreifachen der jetzigen Leinwandbreite. Am linken Bildrand ist der Kopf eines bärtigen Mannes zu sehen, der nach links oben blickt. Dabei wird in den bisherigen, hier im beigegebenen Anhang vorliegenden Besprechungen des Bildes die nicht von der Hand zu weisende Ansicht vertreten, es handle sich um das Bildnis von Tizian, bei dem Tintoretto ja auch studiert hatte, wie Carlo Ridolfi bereits 1642 berichtet. Dieser hatte aber auch bemerkt, Tizian hätte den Schüler bereits nach zehn Tagen wieder „hinausgeworfen“ und aus Eifersucht zeitlebens behindert. Dies würde die These zwar in Frage stellen, es sei denn, weitere Erkenntnisse ließen die Deutung wieder zu, denn auch die Ridolfi-Textquelle ist, wie so viele andere zeitgenössische Berichte, mit äußerst kritischer Vorsicht zu beurteilen. Bei der Identifikation der Thematik des Bildganzen stößt man auf Schwierigkeiten. Lino Moretti stellte die These auf, es handle sich hier um die „Auffindung des wahren Kreuzes“, nach dem Text von Jacopo da Voragine (1228-1298) in seiner Legenda Aurea. Doch das ist keineswegs überzeugend, denn keine Darstellung der Kreuzauffindung weist einen Fahnenträger auf. Weit besser greift der Verweis auf Tizians Altarbild der Familie Pesaro, 1519, in der Marienkirche dei Frari. Dort trägt ein Geharnischter ebenfalls eine rote Fahne. Sie ist wie wohl auch in dem hier vorliegenden Bild im Zusammenhang mit den Türkenkriegen zu verstehen. Damit wäre ein Marienthema am wahrscheinlichsten anzunehmen, da Maria als „Retterin“ in diesen Kriegen verehrt wurde. Zum Bildvergleich mit Werken Tintorettos, in mit einem geharnischten Ritter bzw. Fahnenträger: „Bildnis eines dreißigjährien Kriegers Kunsthistorisches Museum Wien, Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelm, (Inv.Nr. 338.) Ferner: „Der Heilige Demetrius mit Zuan Pietro Ghisi“ (Venedig, in der Kirche San Felice, Ghisi-Kapelle) dort der Geharnischte mit Fahne. Der Faltenwurf der Fahne ist vergleichbar mit dem im Bildnis von Jacopo Sorranse, Galleria dell´Accademia Venezia. Der ehemalige Bestimmungsort des großen Altarbildes dürfte in einer Kirche in- oder außerhalb von Venedig zu suchen sein. Unterlagen darüber sind nur sehr spärlich erhalten. Dies liegt daran, dass in der napoleonischen Zeit aus zahlreichen Kirchen die Ausstattungen entfernt, zum Teil auch zerstört worden sind. Da das archivierende Domänenamt 1830 seine Tätigkeit eingestellt hat, sind Quellendokumente über Verkäufe von Kunstwerken erst wieder ab 1855 in den Archiven erhalten. Sowohl der Gesamtentwurf wie auch die Malweise und Pinselführung zeigen eindeutig die hohe Qualität der frühen Malerei Tintorettos, der mit Paolo Veronese und Tizian zum Dreigestirn der venezianischen Renaissance-Malerei zählt. A.R. Anmerkung: Das Gemälde wurde am 17. Februar 2023 dem Archivio di Stato, Venezia, vorgelegt, mit der Antwort, dass dort das Gemälde bekannt sei. Ein vergleichbares im Staatsbesitz befindliches Werk: „Demanio b 1013“. Am 19. Februar 2023 wurde das Werk in der „Casa del Tintoretto Fondamento dei Mori“ vorgelegt, dort von Präsident Sgr. Roberto Mazzotto als von der Hand Tintorettos erkannt und mit Foto ins Archiv aufgenommen. Unterlagen zu vorliegendem Gemälde sind dort zu finden. Literatur: Vgl. Carlo Bernari, Tintoretto, L‘opera completa del Tintoretto, Mailand 1970. Vgl. Francesco Valcanover und Terisio Pignatti, Tintoretto, New York 1985. Vgl. Jacopo Tintoretto, Porträts, Venedig, Gallerie dell‘Accademia, Wien 1994. Vgl. Carlo Ridolfi: Vita di Jacopo Robusti detto il Tintoretto, cittadino Veneziano. Le maraviglie dell‘arte ovvero le vite degli illustri pittori Veneti e dello stato. Bd. 2, Padua 1837. Vgl. Roland Krischel, Jacopo Robusti, genannt Tintoretto: 1519 -1594. Könemann, Köln 2000. Vgl. Alexander Rauch, Uwe Geese, Barbara Borngässer, Renaissance, Kunst und Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa. Parragon 2011. (1362411) (11) 32 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.

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